
Die Geschichte hinter dem Schellhammer-Museum
Wer war Günter Schellhammer?
Während des Zweiten Weltkriegs verbrachte Günter Schellhammer seine Kindheit bei den Großeltern in Baden-Baden. Nach der Rückkehr des Vaters aus der Kriegsgefangenschaft zog die Familie nach Karlsruhe. Günter Schellhammer besuchte das Gymnasium bis zur mittleren Reife.
Sein Vater war im grafischen Gewerbe tätig – dahin verschlug es auch den Sohn. Günter Schellhammer absolvierte eine Ausbildung zum Farbenlithografen.
Nach einigen Jahren der Berufstätigkeit studierte er an der Akademie für das Graphische Gewerbe in München. Er schloss das Studium mit dem Diplom ab. Günter Schellhammer war unternehmungslustig – Deutschland war ihm zu eng, er wollte die Welt kennenlernen.
1964 wurde von der Bundesrepublik Deutschland zum Einsatz in der deutsch-kongolesischen Druckerei Concordia in Kinshasa ein technischer Leiter gesucht. Das war genau das Richtige für den vor dem Studium lange in der Praxis tätigen jungen Günter Schellhammer. Er musste im Ausland ein breites Berufsspektrum abdecken. Zur Concordia gehörte auch ein Zeitungs- und Zeitschriftenverlag, gemanagt durch den kongolesischen Partner. Aufgrund seiner Stellung im Presse- und Verlagswesen lernte er viele Politiker des jungen Kongo-Staates kennen, der erst 1960 die Unabhängigkeit von Belgien erlangt hatte.
Günter Schellhammer erlebte die ersten Jahre der Unabhängigkeit des Kongo-Staates hautnah – er machte die Irrungen und Wirrungen der jungen Republik mit. Er machte den Pilotenschein und kam so in die verschiedenen Provinzen des Landes. Er war menschlich aufgeschlossen und kontaktfreudig. Er freundete sich mit dem Häuptling Kasongo Lunda des Stammes der Bayaka an. Die Bayaka ernannten ihn zum Ehrenhäuptling.
Die Kultur der Stämme des Kongo faszinierte ihn. Er begann, Masken und Fetische zu sammeln – auch Gegenstände des alltäglichen Lebens der Kongovölker. Die Angehörigen seines Stammes sammelten eifrig mit.
Günter Schellhammer rundete das Sammeln historischer Gegenstände damit ab, dass er die jungen Absolventen der Akademie der Schönen Künste in Kinshasa unterstützte, indem er deren erste Preise erwarb und somit ihren Weg in das Berufsleben förderte.
Genau das ist Gegenstand des Museums: Tradition und Übergang zur Moderne.
Ende 1969 verließ Günter Schellhammer den Kongo. 1970 ging er nach Madagaskar, wo er seine langjährige Frau kennenlernte. Beide bauten zusammen eine madagassische Schulbuchdruckerei auf – er der Techniker, sie die kaufmännische Leiterin. In dieser Kombination arbeiteten beide jahrzehntelang zusammen: in Kolumbien und Spanien als Druckereiverantwortliche sowie in Studienprojekten in China, Ostasien und den USA.
Die Sammelleidenschaft blieb uneingeschränkt erhalten, und so kam es, dass Günter Schellhammer nach der Landung oft zu seiner Frau sagte:
„Ich glaube, wir müssen als Erstes noch ein paar Koffer kaufen!“
